Ian D. FowlerUhrenrestaurator u. Uhrenhistoriker |
|||||||||||||||||
Objektbeispiele ausgeführter Restaurierungsarbeiten sog.
Pompadour-Uhr im Neuen Palais Potsdam (Stiftung
Preußischer Schlösser und Gärten
Berlin-Brandenburg).
Auftraggeber: Atelier Breidenstein Bild 1: Zifferblatt im restaurierten Zustand. Bild 2: Vorderplatine mit Jahreskalender und Minutenzeigern für mittlere und wahre Zeit. Bild 3: Glockenspiel von Stollenwerck im restaurierten Zustand. Bild 4: Glockenspielwerk im unrestaurierten Zustand. Zustand des Uhrwerks:Bedingt durch die Einwirkungen der Kriegs- und Nachkriegszeit (1945 als Kriegbeute in die Sowjetunion, 1958 Rückgabe an die DDR) war die Uhr in einem teilweise desolaten Zustand. (verstaubt, verkratzt, leichter Ansatz von Flugrost und Grünspan, verharztes Öl mit entsprechenden Ätzungen in den Platinen usw.), manche Wellen verbogen, wesentliche Teile des Schlagwerks mit Ausnahme des Beisatzrads, der Schlossscheibe und des Federhauses fehlten (Hebnägelrad und Trieb, Einfallrad und Trieb, Vorlaufrad und Trieb, Windfang und Trieb, 2 Glockenhalterungen, 2 Hämmer und 2 Glocken).Das Kalenderwerk mit Antrieb vom Schlagwerk war noch vorhanden allerdings verstellt und einige Teile stark verbogen. Die Funktion der Äquation mit 2 Minutenzeigern war außer Kraft gesetzt, indem man ein Rad in dem Differentialgetriebe entfernt hatte, und die 2 Räder der Minutenrohre zusammengenietet waren. Die Achse des Rückholhebels für das zurückspringende Datum war abgebrochen und ein Stück Kette vom Hebel zu der Rolle auf der Rückseite des Zifferblatts war verlorengegangen. Bild 5: Einzelteile des Werkes nach der Restaurierung. Zustand des Zifferblatts:Das Zifferblatt war ebenfalls stark verstaubt. Der große Ziffernring ist später galvanisch versilbert worden. Wie alle gravierten Anzeigen war er ursprünglich chemisch versilbert. Diese Versilberung, wie z.T. am Jahresrad erhalten, ist durch Lichteinwirkung und unsachgemäßes Putzen verlorengegangen. Der Kontrast des jetzt gesäuberten Zifferrings mit der vergoldeten Grundplatte im Vergleich zu den anderen dunklen Anzeigen (Sekundenring, Signaturplatte Stollewerck, Datum, Mondphase usw.) wirkt etwas befremdlich.Zustand des Spielwerkes:Das Spielwerk war in einem noch schlechteren Zustand als das Uhrwerk. Abgesehen von Korrosion und Staub waren einige Teile stark verbogen und im Falle des Rahmens und der Hammerleiste verzogen.Der Wechselmechanismus war ebenfalls verbogen und Stifte an der Wechselscheibe waren abgebrochen. Einige Hämmer waren abgebrochen, zwei Glocken sind im Laufe der Zeit verloren gegangen und waren durch falsch klingenden Glocken ersetzt worden. In der Glockenspielwalze waren manche Stifte verbogen und andere abgebrochen. (s. Bild unten) Bild 6: Glockenspielwalze, Zustand vor der Restaurierung. Ausgeführte Arbeiten:Werke total zerlegt, gereinigt, elektrolytisch entrostet.Zapfenpolitur, Überholung der Lager. Ergänzung fehlender Teile im Räderwerk des Schlagwerkes vom Hebnägelrad bis zum Windfangtrieb. (Die Räder wurden aus einer speziellen Messinglegierung geschnitten, die dem Farbton alter Messinglegierungen entspricht.) Ergänzung des Zeigerwerkes für die Anzeige der wahren und mittleren Zeit, Anfertigung beider Minutenzeiger. Anfertigung der Schlagwerkshämmer, Ergänzung der Glocken für Viertel- und Stundenschlag, Auslösung des Spielwerkes. Spielwerk: Räderwerk ergänzt (Kronenrad neu angefertigt, fehlender Windfang und Trieb rekonstruiert. Bild 7: Neu angefertigte Räder des Schlagwerkes. Bild 8: Hammerwerk, fehlende Hammerköpfe ergänzt. In Cooperation mit dem "National Museum from Musical Clock to Street Organ" Niederlande wurde die Tonfolge der Glocken neu bestimmt und fehlende Glocken ergänzt. Restaurierung und Konservierung des Zifferblatts in Absprache mit der SPSG. Konservierung aller Metallteile.
Die Restaurierung des Gehäuses in Boulletechnik wurde von Frau Dipl. Restauratorin Irmala Breidenstein ausgeführt. Alle Arbeiten wurde in enger Absprache mit den Restaurierungswerkstätten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Berlin Brandenburg durchgeführt. Signaturen: Versteckte Signatur
auf dem Zifferblatt: Paris Le Faucheur
Lebensdaten: Aufgesetzte Signaturplatte: Stollewerck a Paris Auf der Rückplatine: Le Faucheur a Paris // Fecit Stollewerck Aud dem Spielwerk: Stollewerck a Paris Auf der Gehwerksfeder: Blakey Janv 1737 Auf den Schlagwerks-und Spielwerksfedern: Buzot 1757 Stollewerck
(Stollenwerck) Michel *vor 1700, Meister 1746, +1768.
Literatur: Le Faucheur Alexandre Meister 1726, erwähnt bis 1780. Jean-Dominique
Augarde, les Ouvriers du Temps, 1996,
Museen: Wilson, Ronfort, Augarde, Cohen, Friess, European Clocks, Los Angeles 1996, S. 28 ff. Nr. V illian Wilson, David Harris Cohen, Jean Nérée Ronfort, Jean-Dominique Augarde, Peter Friess, European Clocks in the J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1996 Antoine Thiout l’ainé, Traité de l’horlogerie, 1741 Wallace
Collection London,
Anmerkungen:J. Paul Getty Museum Los Angeles USA. |
|||||||||||||||||
top |
Die Veröffentlichung
der Fotos erfolgte mit freundlicher
Genehmigung der
Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Bild- / Fotonachweis / Fotografen: Bild 1-4: M. Obersteiner / Foto-Obersteiner / Brodenbach Bild 5-16 I. Fowler / Archiv-Fowler Ian D. Fowler Am Krängel 21, 51598 Friesenhagen Tel. +49 (0) 2734 7559 Mobil 0171 9577910 e-mail Ian.Fowler@Historische-Zeitmesser.de |